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  • petrabuchanan

Down Syndrom und die Coronavirus-Pandemie

Es sind ungewohnte und schwierige Zeiten, in denen wir uns befinden. Eine Ausnahmesituation. Das SARS-CoV-2 oder COVID-19, welches Ende letzten Jahres begann sich in China, auszubreiten, hat es mittlerweile als Pandemie geschafft, unseren Planeten lahm zu legen. Fabriken stehen still, neben Reiseeinschränkungen und Ausgangssperren kommt es durch Hamsterkäufe zu leeren Regalen in den Supermärkten. Doch kann extra Klopapier und Reis die Lösung sein, gut durch diese Pandemie zu kommen? Was wirklich hilfreich für Menschen mit Down Syndrom ist, lesen Sie in diesem Artikel.

Das neuartige Covid-19 Virus wird hauptsächlich über eine Tröpfcheninfektion übertragen (Husten, Niesen etc.). Über sogenannte Spike-Proteine auf seiner Oberfläche, welche sich an den ACE2 Zellrezeptor binden, kann das Virus in unsere Zellen eindringen. Besonders viele dieser ACE2 Rezeptoren, ein Teil unseres Blutdruck regulierenden Systems, finden sich im Mund, im Bereich der Atemwege, der Lunge, des Herzens, der Leber, sowie Niere, Blase und Magen-Darm-Trakt1. Der Krankheitsverlauf einer COVID-19 Infektion kann stark variieren, von symptomlosen Verläufen bis zu schweren Lungenentzündungen mit Organversagen und daraus resultierendem Tode. Zu den häufigsten Symptomen zählen Fieber, Husten, Kurzatmigkeit und Gliederschmerzen. Kinder und Menschen unter 20 Jahren zeigen meist einen sehr milden Verlauf, mit meist kaum wahrnehmbaren Symptomen2.


Es existierten zunächst Vermutungen, dass das COVID-19 Virus im Labor hergestellt wurde und sich durch fehlerhafte Sicherheitsvorkehrungen auf einem naheliegenden Tiermarkt in Wuhan ausbreiten konnte. Mittlerweile konnte diese Theorie jedoch widerlegt werden- das COVID-19 Virus hat einen natürlichen Ursprung (mit hoher Wahrscheinlichkeit in Fledermäusen und dem Schuppentier Pangolin3), berichtet ein Artikel in Nature Medicine4,5. Bei einer Untersuchung des genetischen Materials konnte gezeigt werden, dass ein Teil des Spike Proteins mit sehr hoher Effektivität an den ACE2 Rezeptor bindet, was für einen natürlichen Selektionsprozess spricht. Weiterhin unterscheidet sich das molekulare Gerüst des Virus stark von anderen bereits bekannten Coronaviren, ein weiterer Hinweis auf einen natürlichen Ursprung. Vorherige Coronavirus Ausbrüche mit SARS (2002/2003) und MERS (2012) entstanden durch Übertragung der Viren über tierische Zwischenwirte, wie Zibetkatzen und Kamele. Auch COVID-19 könnte über zwei tierische Zwischenwirte entstanden sein. Eine andere Möglichkeit wäre die Übertragung einer zunächst nicht-krankheitserregenden Form des Virus von Tieren auf den Menschen und eine anschließende Entwicklung zum derzeit kursierenden Coronavirus. Bisher ist nicht klar, welche der beiden Varianten tatsächlich stattgefunden hat.


Zu den Risikogruppen für schwere Krankheitsverläufe gehören Patienten über 50 Jahre, Raucher (denn Rauchen erhöht die Anzahl an ACE2 Rezeptoren auf der Zelloberfläche), sowie Patienten mit Vorerkrankungen. Hierzu zählen Erkrankungen des Herz-Kreislaufsystems, der Lunge, chronische Lebererkrankungen, Diabetes Mellitus, sowie Patienten mit geschwächtem Immunsystem. Eine Behandlung mit Blutdruck senkenden Medikamenten wie ACE Hemmern und Angiotensin Rezeptor Blockern steht in Verdacht, das Risiko für einen schweren COVID-19 Verlauf zu erhöhen, da sie die Anzahl der ACE2 Rezeptoren auf der Zelle erhöhen6. Dies könnte auch erklären, warum Kinder weniger Symptome bei einer Infektion zeigen, denn die Zellen ihrer unteren Atemwege besitzen weniger ACE2 Rezeptoren.


Für Menschen mit Down Syndrom ist bisher nicht abschließend geklärt, wie hoch das Risiko für einen schweren COVID-19 Erkrankungsverlauf ist, es wird jedoch davon ausgegangen, dass auch sie zur Hochrisikogruppe gezählt werden. Eine Frau mit Down Syndrom und Vorerkrankungen verstarb letzte Woche in Köln an Herzversagen7. Angeborene Herzfehler finden sich bei ca. 40-60 % der Menschen mit Down Syndrom8, Lebererkrankungen und Diabetes finden sich ebenfalls mit erhöhter Häufigkeit beim Down Syndrom9,10 und 2017 wurde das Down Syndrom als Immunstörung beschrieben11. Durch das extra Chromosom befindet sich der Körper von Menschen mit Down Syndrom in ständiger „Virusabwehr“, entzündlich wirkende Signalstoffe, die sogenannten Interleukine (z.B. Interleukin-6) werden hierbei verstärkt produziert. Diese chronischen Entzündungen erhöhen das Risiko für Autoimmunerkrankungen (wie Diabetes, Zöliakie und Rheumatoide Arthritis). Auch das Komplementsystem, ein wichtiger Teil unseres unspezifischen Abwehrsystems, ist beeinträchtigt: es fanden sich verminderte Konzentrationen im Blut von Menschen mit Down Syndrom, was auch erklärt, warum Kinder mit Down Syndrom so anfällig für bestimmte Erkrankungen sind (z.B. Lungenentzündungen und Mittelohrentzündungen). Zusätzlich erhöht wird das Risiko für einen schwereren COVID-19 Verlauf durch eine verminderte Anzahl weißer Blutkörperchen, den B und T Lymphozyten12,13. Abschließend lässt dies vermuten, dass Menschen mit Down Syndrom zum einen ein erhöhtes Risiko haben, an COVID-19 zu erkranken und zum anderen einen schwereren Verlauf zu erleiden.


Eine chinesische Studie zu COVID-19 Patienten hat bestimmte Laborparameter im Verlauf der Infektion untersucht und konnte Veränderungen bei Verstorbenen im Vergleich zu Überlebenden zeigen: es fanden sich unter anderem erniedrigte Lymphozyten Werte, sowie erhöhte Werte an IL-6, Laktatdehydrogenase und Ferritin14. In vorherigen Studien zu SARS konnte in Makaken gezeigt werden, dass ältere Tiere ausgeprägtere Immunreaktionen auf den Virus ausbildeten, was sich durch einen Anstieg an Genen, die an Entzündungen beteiligt sind, zeigte15. Die Produktion von B- und T-Lymphozyten nimmt mit dem Alter ab, was zu einer mangelhaften Kontrolle der Virus Produktion und verlängerten entzündlichen Immunantworten führte, dies kann beides zu einem schweren septischen Verlauf führen16.


Was also können Menschen mit Down Syndrom und ihre Angehörigen während der COVID-19 Pandemie tun, um sich bestmöglich vor einer Infektion mit dem Coronavirus zu schützen bzw. einen schweren Verlauf zu vermeiden?


Zunächst gelten natürlich die allgemeinen Hygiene Empfehlungen: hierzu gehören das häufige, richtige Händewaschen bzw. die Händedesinfektion, sowie Maßnahmen zur Kontaktreduzierung17. In vielen Städten sind Restaurants, Friseure etc. bereits geschlossen, auch der öffentliche Nahverkehr wurde zum Teil reduziert. Jeder unnötige Kontakt zu anderen Personen sollte vermieden werden. Des Weiteren kann das Immunsystem von Menschen mit Down Syndrom erfolgreich unterstützt werden, dies ist jedoch allgemein gültig und nicht nur für Infektionen mit dem Coronavirus. Insbesondere sollte ein Mangel an Zink und Vitamin D vermieden werden bzw. die Werte optimal eingestellt sein.


Vitamin D wirkt immunregulierend, anti-entzündlich und schützt die Zelle vor metabolischem Stress18. Vitamin D spielt damit eine überlebensfördernde Rolle im Organismus. Vitamin D-Mangel ist keine Seltenheit, besonders bei Menschen mit Down Syndrom19. Dies ist zum einen durch die chronischen Entzündungen zu erklären, zum anderen durch die erhöhten Werte an oxidativem Stress20. Ein Vitamin D Mangel kann zu einem akutem Lungenversagen (ARDS) beitragen21. Durch Supplementierung kann ein Vitamin D Mangel ausgeglichen werden und somit dazu beitragen, die chronischen Entzündungen und den oxidativen Stress im normalen Bereich zu halten22. Bei vielen Menschen lässt sich ein Zink Mangel feststellen, besonders häufig auch bei Menschen mit Down Syndrom23. Zink wirkt antioxidativ sowie antientzündlich und kann daher zu einer normalen Immunfunktion beitragen24.


Auf verschiedenen Kanälen wird derzeit auch über Infusionen mit Vitamin C diskutiert, welche sich positiv auf eine Infektion mit COVID-19 auswirken sollen. Eine entsprechende klinische Studie dazu ist bereits angelaufen25. Vitamin C wirkt wie Zink und Vitamin D sowohl antioxidativ als auch antientzündlich und kann bei Infektionen mit Viren vor einem schweren Verlauf und ARDS schützen26, 27. Vitamin C wirkt weiterhin stabilisierend auf Mastzellen, welche bei Aktivierung Histamin ausschütten; hierdurch kann eine bronchiale Hypersensitivität reduziert werden28. Auch eine Glutathion Gabe kann sich ähnlich positiv auf ARDS auswirken29, dies ist vor allem in Anbetracht der Tatsache wichtig, dass Glutathion bei Menschen mit Down Syndrom grundsätzlich erniedrigt ist30.


Schwere Verläufe bei COVID-19 und anderen viralen Infektion stehen in Zusammenhang mit einer Entgleisung des Immunsystems und einer übermäßigen Produktion von entzündlich wirkenden Interleukinen, was als Zytokinsturm bezeichnet wird und für den Patienten tödlich enden kann31. Dies könnte eine weitere Erklärung sein, warum Kinder mildere COVID-19 Verläufe zeigen, denn ihr Immunsystem ist noch nicht ausgereift und produziert weniger Zytokine. Die oben genannten antientzündlichen und antioxidativen Nahrungsergänzungsmittel können eine solche Entgleisung des Immunsystems eventuell verhindern. Beim Down Syndrom kommt die Beeinträchtigung des cholinergischen Systems hinzu (es entsteht ein Mangel an dem Neurotransmitter Acetylcholin)32. Acetylcholin kann die Ausschüttung entzündlicher Zytokine ebenfalls reduzieren und so vor einem septischen Schock schützen33. Um den Mangel an Acetylcholin auszugleichen, kann Huperzin A eingesetzt werden, welches aus einer chinesischen Heilpflanze gewonnen wird34.


Coronaviren werden von bestimmten Immunzellen bekämpft, den sogenannten Mastzellen35. Diese kommen z.B. in der Lunge vor und schütten nach Aktivierung Histamin aus – eine verstärkte Freisetzung von Histamin kann zu schweren Verläufen beitragen36, 37. Um Histamin im Körper erfolgreich abbauen zu können, muss die sogenannte Methylierung effektiv ablaufen. Durch das extra CBS Gen auf Chromosom 21 entsteht jedoch bei Menschen mit Down Syndrom eine Beeinträchtigung des Methylierungssystems38, welche verstärkt werden kann durch Mutationen im Folsäurestoffwechsel (z.B. MTHFR Mutationen). Auch Entzündungen im Darm können zu einer verstärkten Freisetzung von Histamin beitragen39 und sind keine Seltenheit – in meiner Praxis habe ich bisher kaum einen unauffälligen Stuhltest gesehen (von Fehlbesiedlungen über Entzündungen). Wie können wir die Methylierung im Körper und damit auch die Freisetzung von Histamin positiv beeinflussen? Sowohl Vitamin B12, Folat und Methylgruppendonatoren können helfen, dass extra CBS Gen auszugleichen38. Über verschiedene Blutwerte wird sichtbar, ob der Körper Unterstützung im Bereich der Methylierung benötigt, hierzu gehören z.B. die Größe der roten Blutkörperchen (MCV), sowie Homocystein Werte und Vitamin B12 Level. Eine ausgewogene Ernährung mit reichlich Gemüse und Obst ist die Basis für unsere Gesundheit und liefert reichlich B-Vitamine, Mineralstoffe und Ballaststoffe, was die Methylierung und unsere Darmgesundheit unterstützen kann. Individuelle Unverträglichkeiten und Fehlbesiedlungen sollten hierbei jedoch berücksichtigt werden. Auch eine antientzündliche Diät kann hilfreich sein und chronische Entzündungen im Körper senken40, hierzu zählen z.B. auch Omega3-Fettsäuren und Probiotika41.



Da das COVID-19 Virus über den oben beschriebenen ACE2 Rezeptor in menschliche Zellen eindringt und die bisherigen Daten darauf hindeuten, dass eine erhöhte Menge an ACE2 zu Infektionen beiträgt, können niedrige Mengen an ACE2 Rezeptoren Infektionen mit dem Coronavirus verhindern oder abmildern 42. Sekundäre Pflanzenstoffe wie die Gruppe der Flavonoide stellen hier eine interessante und wirkungsvolle Möglichkeit der Prävention dar, da sie die Menge an ACE2 Rezeptoren auf der Zelle reduzieren43, 44, 45, 46,47. Zu den Flavonoiden zählen unter anderem Hesperidin, Rutin, Curcumin und Grünteeextrakt/EGCG, welche alle bereits Bestandteile des TNI Protokolls für Menschen mit Down Syndrom sind.


Abschließend lässt sich zusammenfassen, dass Menschen mit Down Syndrom aufgrund der biochemischen Besonderheiten und häufigen Vorerkrankungen zu der Gruppe mit erhöhtem Risiko für schwere COVID-19 Verläufe gehören. Eine ganzheitliche, individuelle Behandlung mit TNI und funktioneller Medizin erhöht die Lebensqualität für Menschen mit Down Syndrom und ist jetzt noch wichtiger, als vor der Coronavirus Pandemie.

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